ANINOVA liegen Aufnahmen aus einem Bio-Eier-Betrieb in den Niederlanden vor, dessen Eier auch bei ALDI Süd in Deutschland verkauft werden. Die Aufnahmen zeigen einmal mehr, dass die Vorstellungen der Verbraucher*innen von vermeintlich besserer Bio-Haltung mit der Realität nicht viel gemeinsam haben: Zu sehen sind Stallabteile mit bis zu 3.000 Hennen. Aus Bio-Haltung ist längst Massentierhaltung geworden.
Niederlande
23/07/2024
Hühner
Eierbetrieb
Biohaltung
Immer wieder erreichen uns E-Mails oder Kommentare von Menschen, die uns schreiben, dass sie nur Eier aus Bio-Haltung kaufen. Es scheint: Die Marketingstrategie der Eierindustrie zieht nach wie vor und viele Menschen glauben, dass sogenannte Bio-Hennen ein glückliches Leben auf saftig grünen Wiesen führen. Wir haben das zum Anlass genommen, bei ALDI Süd verschiedene Eier-Packungen zu überprüfen. Mit Hilfe der aufgedruckten Codes auf den Bio-Eiern verfolgt ein Recherche-Team die Spur der Eier zurück zu Betrieben in den Niederlanden. Einen davon hat sich das Recherche-Team genauer angeschaut.
Beim Anblick des Undercover-Materials wird schnell klar: So, wie sich Verbraucher*innen Bio-Haltung vorstellen, sieht es in der Realität nicht aus. In diesem Betrieb leben rund 9.000 Hennen, verteilt auf drei Stallabteile. Auf den ersten Blick unterscheidet sich kaum etwas von Freiland- oder sogar Bodenhaltung. Zwar dürfen in Bio-Haltung deutlich weniger Tiere zusammen in einem Stallabteil gehalten werden, als bei Freiland- oder Bodenhaltung. Doch auch in Bio-Haltung sind bis zu 3.000 Hennen pro Stallabteil erlaubt.
So zusammengepfercht hat das mit der Vorstellung vom glücklichen Huhn auf grüner Wiese nichts zu tun. Das Gesetz schreibt zwar bei Bio-Haltung einen Auslauf für die Hennen vor, in diesem Betrieb war der Auslauf zum Zeitpunkt der Recherche für die Hennen jedoch nicht zugänglich: Das Recherche-Team konnte dokumentieren, dass die Auslaufklappen tagsüber verschlossen waren, obwohl sie von 10 Uhr morgens bis Sonnenuntergang offen sein müssen.
Außerdem ist zu erkennen, dass die Außenbereiche der drei Stallabteile nicht vollständig bis zum Ende des Geländes durch Zäune voneinander getrennt waren. Ein Zeichen dafür, dass die Hennen sich vermutlich nicht oft im Auslauf aufhalten und nur wenige von ihnen die Fläche überhaupt nutzen. Zum Zeitpunkt der Recherche wurden auf der Auslauffläche Ponys gehalten und die Fläche mit Elektrozäunen umringt. Das Anbringen von Elektrozäunen ist verboten, da sie für Hennen eine Verletzungsgefahr darstellen und die Tiere den Bereich aus Vorsicht meiden, sodass sie die vorgeschriebene Auslauffläche nicht nutzen können.
Bei unserem Dreh mit dem SWR teilte uns der Betreiber mit, dass es in dem von uns dokumentierten Zeitraum eine Warnung wegen Geflügelpest gab und die Hennen deshalb in dem Zeitraum nicht draußen waren.
In vielen Bio-Betrieben ist es ein gängiges Problem, dass der Auslauf nicht auf die Bedürfnisse von Hennen ausgerichtet ist. So fühlen sich Hennen auf freien, ungeschützten Flächen nicht sicher und die Tiere bleiben überwiegend drinnen, wo sie sich dann einen Quadratmeter mit mehreren Hennen teilen müssen. Und auch in Bio-Haltung leiden die Hennen unter denselben Problemen wie in anderen Haltungsformen.
Die beengten Zustände in den Stallabteilen führen zu Stress, Frustration und aggressivem Verhalten: Die Hennen fangen an, sich gegenseitig anzupicken. Auch auf den aktuellen Aufnahmen aus dem niederländischen Betrieb sehen wir Hennen mit kahlen Stellen. Und auch “Bio-Hennen” sind auf Höchstleistungen gezüchtet, um möglichst viele Eier zu legen. Das hinterlässt Spuren und die Tiere sind meist bereits nach einem oder anderthalb Jahren so krank und geschwächt, dass sie geschlachtet werden.
Der beste Weg, den Hennen zu helfen, ist, keine Eier zu kaufen – egal aus welcher Haltungsform.
Am 23.07.2024 berichtete der SWR zu diesem Thema: Zur Mediathek.
Bereits 2017 haben wir (damals noch als Deutsches Tierschutzbüro) in niederländischen Bio-Betrieben recherchiert. Auch dort fanden wir verschlossene Auslaufklappen vor – offenbar keine Seltenheit.
Gestern erschien der SWR-Beitrag. Bei diesem Dreh teilte uns der Betreiber mit, dass es in dem von uns dokumentierten Zeitraum eine Warnung wegen Geflügelpest gab und die Hennen deshalb in dem Zeitraum nicht draußen waren.
Gestern erschien der SWR-Beitrag. Bei diesem Dreh teilte uns der Betreiber mit, dass es in dem von uns dokumentierten Zeitraum eine Warnung wegen Geflügelpest gab und die Hennen deshalb in dem Zeitraum nicht draußen waren.
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