Tim und Max sind zwei Tierrechtler mit einer gefährlichen Mission: Sie wollen aufzeigen, wie Hühner in Deutschland wirklich gehalten werden. Dafür schleusen sich beide in eine der größten Hühnermastanlagen des Landes ein. Tim bereits 2019, Max im Jahr 2023. Beide Ermittler müssen feststellen, dass sich innerhalb von vier Jahren nichts verändert hat.
Jena (Kreisfreie Stadt)
04/12/2023
Hühner
Mastbetrieb
Konventionell, Tierwohl
Eine Million Hühner auf engstem Raum, unglaubliche Tierquälerei und zwei Undercover-Ermittler, die an ihre Grenzen stoßen. Unsere neueste Aufdeckung in einer Hühnermast zeigt, welches Leid die Tiere in den fensterlosen Hallen des Betriebs täglich erleiden und welchen Tribut die Undercover-Arbeit einfordert.
Die ersten Aufnahmen stammen von Tims Ermittlungen 2019. Aus Sorge vor rechtlichen Konsequenzen hielt er seine Aufnahmen zunächst zurück und übergab sie schließlich zusammen mit Max’ Material aus dem Sommer 2023 an ANINOVA.
Die Zustände vor Ort bringen Tim und Max an ihre emotionalen Grenzen und sogar darüber hinaus. Der Umgang der Mitarbeitenden mit den Hühnern ist äußerst brutal und in hunderten dokumentierten Fällen aus unserer Sicht eindeutig gesetzeswidrig. Hühner verenden verletzt in den überfüllten Hallen, werden augenscheinlich ohne ausreichende Betäubung und unsachgemäß (not)getötet oder zum Zweck einer angeblich medizinischen Untersuchung offenbar bei Bewusstsein aufgerissen. Die Zustände sind kaum in Worte zu fassen.
„Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, wie sehr die Tiere immer geschrien haben, wenn man sie genommen hat”, erinnert sich Max. Die Ermittler können nicht eingreifen, sie müssen in ihrer Rolle bleiben, um nicht aufzufliegen. Tim und Max stehen immer wieder vor diesem moralischen Dilemma: „Man kann sich das nicht vorstellen. Du bist einfach total zwiegespalten in deinem Kopf, weil du denkst: ‘Ich will da einschreiten, damit das nicht mehr passiert, aber ich muss auch mitspielen, damit es nicht auffällt’ ”, sagt Tim.
„Wenn das Veterinäramt oder jemand anders kommt, dann hast du das Ding [Zange] einstecken. Dann bist du sowieso aus dem Schneider. Sonst fragen die ganz komische Fragen.“
– Mitarbeiterin zu Ermittler
Schau Dir hier die Extended Version an – ein ausführlicheres Video mit bisher unveröffentlichtem Material aus der Hühnermastanlage:
Der Betrieb befindet sich in Thüringen in der Nähe von Jena. Mit über einer Million Hühnern gehört er zu den größten Hühnermästern Deutschlands. Der Betrieb liefert das Fleisch der Hühner an die Firma Astenhof, die ihre Produkte landesweit verkauft. Einer der größten Abnehmer ist REWE. Astenhof gehört zur Sprehe-Gruppe. Auch zahlreiche Discounter wie Lidl, Penny und Norma führen Sprehe-Produkte in ihrem Sortiment. Der Betrieb ist zudem Teil der Initiative Tierwohl und erhält finanzielle Unterstützung, damit er seine Tiere vermeintlich “besser” hält. Auch das PRO PLANET-Label soll Verbrauchern das Gefühl vermitteln, dass die Produkte besonders ökologisch, nachhaltig und sozial und unter erhöhten Tierwohlstandards produziert wurden.
Sowohl 2019 als auch 2023 ist der Hauptvorwurf der beiden Ermittler: Kranke und schwache Hühner werden offenbar systematisch auf illegale Art und Weise getötet. Mit versteckter Kamera dokumentierten Tim und Max in hunderten Fällen die (aus unserer Sicht) gesetzeswidrige Nottötung der Tiere durch gleich verschiedene Mitarbeitende.
Laut Tierschutzgesetz müssen die Tiere bei einer Nottötung durch einen Schlag auf den Kopf betäubt werden. Anschließend muss der Tod durch Genickbruch herbeigeführt werden, beispielsweise mit einer Zange. Das Videomaterial zeigt keinen Mitarbeitenden, der*die Tiere auf legale Art und Weise tötet. Aussagen der Mitarbeitenden zeigen, dass ihnen ihr illegales Vorgehen durchaus bewusst ist.
Doch die Liste der Verstöße ist noch länger. Das Tierschutzgesetz schreibt regelmäßige Kontrollgänge vor, bei denen in einem Protokoll die tägliche Sterberate schriftlich festgehalten werden muss. Aus den aufgezeichneten Gesprächen geht hervor, dass bei Kontrollgängen am Wochenende scheinbar geschummelt wird. Mitarbeitende unterzeichnen die Protokolle, auch ohne tatsächlich einen vollständigen Rundgang durchzuführen.
Aus Gesprächen der Mitarbeitenden untereinander wird außerdem deutlich, dass dem Betrieb scheinbar im Vorfeld bekannt ist, wann eine Kontrolle stattfindet. Eine Mitarbeiterin erklärt gegenüber Ermittler Tim: “Da wird dann auch alles schön gemacht”. Dass bei angemeldeten Kontrollen keine Verstöße festgestellt werden, ist natürlich klar. Im Grunde sind diese Kontrollen völlig sinnlos.
Noch schockierender ist das zweifelhafte Verabreichen von Medikamenten. Mitarbeitende des Betriebs erklären, dass sie ohne Aufsicht eines Tierarztes oder Schulung Antibiotika verabreichen. So sagt eine Mitarbeiterin dem Ermittler in 2019 „Wenn dich jemand fragt, dass macht die Chefin, normalerweise dürfen wir das gar nicht machen, aber wir machen es trotzdem“. Statt einzelne kranke Tiere zu separieren und zu behandeln, wird der gesamte Tierbestand über die Trinkwasseranlage regelrecht mit Antibiotika vollgepumpt. In der Geflügelbranche ein übliches Vorgehen.
Ein von ANINOVA in Auftrag gegebenes Gutachten kommt auf 50 Seiten zu einem erschütternden Ergebnis: Aus Sicht des Gutachters wurde systematisch gegen das Tierschutzgesetz verstoßen und den Tieren dabei erhebliches Leid und Schmerzen zugefügt. Damit wäre der Straftatbestand der Tierquälerei erfüllt. Wir haben, nachdem uns das Bildmaterial zugespielt worden ist, sofort das zuständige Veterinäramt informiert und Strafanzeige gestellt. Die Staatsanwaltschaft Gera ermittelt bereits (AZ 754 UJs 17614/23).
Die Ermittler Tim und Max sowie ANINOVA wurden von der Betreiberfirma angezeigt – wegen Tierquälerei, Hausfriedensbruch und Verleumdung. Der Vorwurf: Sie hätten das Leid der Tiere für die Dokumentation geduldet. Doch in Wirklichkeit haben Tim und Max undercover ermittelt, um den brutalen Umgang mit den Tieren aufzudecken. Es hat ihnen alles abverlangt, nicht einzugreifen, als sie das Leid der Tiere hautnah miterleben mussten. Jetzt sollen sie bestraft werden – ein klarer Versuch, von der wahren Tierquälerei abzulenken.
Wir stehen hinter Tim und Max und kämpfen gegen diese ungerechte Anzeige. Wir lassen uns nicht einschüchtern – und Du kannst helfen! Teile das Video und kläre dein Umfeld über die grausamen Zustände in der Hühnermast auf.
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Die Staatsanwaltschaft Gera ermittelt (AZ 754 UJs 17614/23) und die Polizei Jena wertet zur Zeit das Videomaterial aus (AZ St/0264164/2023).
Astenhof hat sein Social Media Profil bei Instagram deaktiviert.
Für einige der Mitarbeitenden, die auf den Aufnahmen sichtbar Tiere quälten, gab es Konsequenzen: Sie wurden entlassen.
Die Supermärkte REWE, EDEKA, Globus, LIDL, Kaufland und ALDI Nord & Süd reagieren und nehmen Fleisch von Astenhof aus dem Sortiment, die Zusammenarbeit wird beendet.
"Initiative Tierwohl" und QS entziehen dem Betrieb ihre Siegel. Das QS-Prüfzeichen steht für geprüfte Qualitätssicherung bei frischen Lebensmitteln.
Auf Anfrage äußerte sich die Bundestierschutzbeauftragte Frau Kari: “Mir zeigt das vor allem drei Dinge: Erstens die unzureichende Wahrnehmung des Betriebes hinsichtlich der Umsetzung und Wahrung tierschutzkonformer Zustände und die Verrohung der Mitarbeitenden. Zweitens das massive Problem im Umgang mit sterbenden Tieren in den Ställen, insbesondere bei Geflügel - hinsichtlich der Anzahl der Tiere und der Anwendung nicht rechtskonformer Methoden. Und drittens die klaffende Wunde zwischen Sollen und Sein, auch im Hinblick auf das Vollzugsdefizit und das defizitäre Kontrollsystem.”
Der Betrieb nimmt wieder an der Initiative Tierwohl teil und beliefert Supermarktketten, wie Rewe und Penny. ANINOVA kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen und übt Kritik.
Die Ermittler Tim und Max sowie ANINOVA wurde von der Betreiberfirma wegen Tierquälerei, Hausfriedensbruch sowie Verleumdung angezeigt. Weitere Informationen dazu.
Die Staatsanwaltschaft Gera ermittelt (AZ 754 UJs 17614/23) und die Polizei Jena wertet zur Zeit das Videomaterial aus (AZ St/0264164/2023).
Astenhof hat sein Social Media Profil bei Instagram deaktiviert.
Für einige der Mitarbeitenden, die auf den Aufnahmen sichtbar Tiere quälten, gab es Konsequenzen: Sie wurden entlassen.
Die Supermärkte REWE, EDEKA, Globus, LIDL, Kaufland und ALDI Nord & Süd reagieren und nehmen Fleisch von Astenhof aus dem Sortiment, die Zusammenarbeit wird beendet.
"Initiative Tierwohl" und QS entziehen dem Betrieb ihre Siegel. Das QS-Prüfzeichen steht für geprüfte Qualitätssicherung bei frischen Lebensmitteln.
Auf Anfrage äußerte sich die Bundestierschutzbeauftragte Frau Kari: “Mir zeigt das vor allem drei Dinge: Erstens die unzureichende Wahrnehmung des Betriebes hinsichtlich der Umsetzung und Wahrung tierschutzkonformer Zustände und die Verrohung der Mitarbeitenden. Zweitens das massive Problem im Umgang mit sterbenden Tieren in den Ställen, insbesondere bei Geflügel - hinsichtlich der Anzahl der Tiere und der Anwendung nicht rechtskonformer Methoden. Und drittens die klaffende Wunde zwischen Sollen und Sein, auch im Hinblick auf das Vollzugsdefizit und das defizitäre Kontrollsystem.”
Der Betrieb nimmt wieder an der Initiative Tierwohl teil und beliefert Supermarktketten, wie Rewe und Penny. ANINOVA kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen und übt Kritik.
Die Ermittler Tim und Max sowie ANINOVA wurde von der Betreiberfirma wegen Tierquälerei, Hausfriedensbruch sowie Verleumdung angezeigt. Weitere Informationen dazu.
Undercover Recherche (2023)
Erstmalig 2 Ermittler in eine deutsche Hähnchenmast eingeschleust
REWE und andere Supermärkte beenden Zusammenarbeit
Bundtierschutzbeauftrage verurteilt die Tierquälerei
Über 1 Mio. Views des Videos alleine bei Instagram
Initiative Tierwohl entzieht das Siegel, Mitarbeitende entlassen
(Stand: März 2024)
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