Neue Undercover-Aufnahmen aus einem Zulieferbetrieb des Fleischkonzerns Tönnies zeigen erneut qualvolle Zustände auf und belegen teils heftige Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Die Zustände vor Ort sind katastrophal. Kranke und verletzte Schweine, die eigentlich tierärztlich versorgt werden müssten, werden in den Gang gelegt, wo sie auf qualvolle Weise verhungern oder verdursten. Wir haben das Material gesichtet und ziehen den Betreiber zur Verantwortung.
Kleve
01/07/2023
Schweine
Mastbetrieb
Konventionell
Erneut liegt uns Videomaterial vor, das das tägliche Leid von Schweinen in einem traditionellen Schweinemastbetrieb dokumentiert. Wieder stammen die Aufnahmen aus einem Zulieferbetrieb des Fleischkonzerns Tönnies, dieses Mal aus dem Kreis Kleve (NRW). Für die Ermittlungen stieg das Undercover-Team mehrfach in die Stallungen ein.
In den Stallungen werden rund 1.000 Schweine auf sogenannten Spaltenböden gehalten. Die Schlitze im Boden sollen die Reinigung vereinfachen, sind für die Tiere aber oft mit Schmerzen und Infektionskrankheiten verbunden. Einen Auslauf gibt es nicht. Die Foto- und Videoaufnahmen zeigen kranke, verletzte und blutende Tiere. Einige haben Nabelbrüche oder handballgroße Abszesse, die augenscheinlich nie tierärztlich versorgt worden sind. Eine gesetzlich vorgeschriebene Krankenbucht ist in den Aufnahmen ebenfalls nicht zu sehen. In dem Bereich sollten schwerkranke und verletzte Tiere getrennt untergebracht sein.
Es gibt für die Behandlung kranker und verletzter Tiere und für die eventuelle Betäubung und Tötung streng gesetzlich festgeschriebene Auflagen. Die Aufnahmen aus Kleve zeigen jedoch, wie kranke und verletzte Schweine ohne Zugang zu Wasser oder Futter einfach in einem Gang abgelegt und ihrem Schicksal überlassen werden.
Immer wieder zeigen die Aufnahmen der versteckten Kameras den Landwirt, wie er unberührt an den leidenden Tieren vorbei geht, bis sie letzten Endes auf qualvolle Weise verdursten und verhungern und er die toten Schweine wie Müll entsorgt.
Dieses Vorgehen ist nicht nur gesetzeswidrig, sondern verstößt auch gegen Vorgaben deutscher Industrieverbände. Umso erschreckender ist es, dass der Landwirt selbst als ehrenamtliches Mitglied im „Rheinischen Erzeugerring für Mastschweine e.V.“ tätig ist.
Dokumente, die das Undercover-Team vor Ort findet, zeigen: Die allgemein katastrophalen Zustände herrschen hier nicht erst seit Kurzem. Allein im Zeitraum zwischen März 2021 und Dezember 2021 gab es mindestens 14 Fälle, in denen das Fleisch von geschlachteten Schweinen nicht für den menschlichen Verzehr verkauft werden durfte.
Damals stellte das Veterinäramt Gütersloh im Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück Blutvergiftungen, Bauchfell- und Gelenkentzündungen, Veränderungen der Lymphknoten und Eitererreger im Blut der Tiere fest und stoppte die Weiterverarbeitung des Fleisches. Der Verzehr könnte bei Tier und Mensch zu einem gesundheitlichen Risiko führen, heißt es in den Bescheinigungen. Die Erkrankungen sind laut Bericht unter anderem auch auf eine schlechte Tierhaltung zurückzuführen.
Die neuesten Aufnahmen reihen sich in eine ganze Serie von Skandalen, die wir seit 2020 immer wieder bei Tönnies-Zulieferbetrieben aufgedeckt haben, ein. Der Fall Kleve ist bereits der sechste dokumentierte Fall von Tierquälerei und wahrscheinlich nicht der letzte sein.
Erst kürzlich kam es bei einem ehemaligen Tönnies-Zulieferer vom Amtsgericht Papenburg zu einer Verurteilung. Wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz musste er eine Geldstrafe von 8.500 Euro zahlen. Und im November 2022 wurden gleich zwei Strafbefehle gegen Schweinemäster erlassen. In einem Fall musste der Landwirt eine Geldauflage von 5.600 Euro zahlen, im anderen Fall gilt der Mäster nun als vorbestraft. Beide Landwirte haben in der Vergangenheit unter anderem auch an Tönnies geliefert.
Unmittelbar nach Sichtung des Materials haben wir das zuständige Veterinäramt informiert und Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Kleve erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen den Verantwortlichen wegen des Verdachts der Tierquälerei (AZ 303 Js 491/22).
Leider zeigt unsere Erfahrung, dass Tierquälerei nur in den seltensten Fällen geahndet und dann meist auch nur mit geringen Strafen belegt wird. Einen Überblick liefert unsere Online-Datenbank mit den Tierschutz-Skandalen der letzten Jahre.
Klar ist: Die Misshandlung und Ausbeutung von Tieren in Mastbetrieben ist kein Einzelfall, sondern Alltag. Ein System wie das von Tönnies, das wirtschaftlich dermaßen von der Massentierhaltung und Ausbeutung von Tieren profitiert und von der Politik gefördert wird, wird sich nicht von innen heraus ändern.
Daher liegt es an uns allen, dem System Massentierhaltung die Stirn zu bieten: Mit einer veganen Ernährung retten wir aktiv Tierleben und sorgen dafür, dass solche Zustände bald der Vergangenheit angehören. Der sinkende Konsum von Milchprodukten beweist: Nur wenn die Nachfrage nach tierischen Produkten sinkt, werden weniger Tiere leiden müssen.
Diese Aufdeckung wurde im Juli 2023 vom Deutschen Tierschutzbüro e.V. veröffentlicht. Die Tierrechtsorganisation wurde am 22.11.2023 in ANINOVA e.V. umbenannt, die Aufdeckung wurde nach einer Anpassung (Name der Organisation & Text) am 14. November 2023 auf dieser Webseite veröffentlicht. Es wird klargestellt, dass sich der Inhalt und der Stand der Aufdeckungen auf die Erstveröffentlichung vom Juli 2023 bezieht. Mögliche und uns bekannte Neuigkeiten wurden unter „Updates“ eingestellt.
Tönnies nimmt keine Tiere mehr von dem Betrieb ab.
Auf Grund einer Strafanzeige, die wir gegen den Betreiber der Schweinemast erstattet haben, hat die Staatsanwaltschaften Kleve (AZ 303 Js 491/22) umfangreich ermittelt. U.a. kam es zu einer Durchsuchung der Stallung. Das Amtsgericht Emmerich hat den Landwirt wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu 6 Monate auf Bewährung und zu einer Geldstrafe verurteilt. Zudem muss der Mäster die Gerichtskosten tragen.
Mehr erfahrenTönnies nimmt keine Tiere mehr von dem Betrieb ab.
Auf Grund einer Strafanzeige, die wir gegen den Betreiber der Schweinemast erstattet haben, hat die Staatsanwaltschaften Kleve (AZ 303 Js 491/22) umfangreich ermittelt. U.a. kam es zu einer Durchsuchung der Stallung. Das Amtsgericht Emmerich hat den Landwirt wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu 6 Monate auf Bewährung und zu einer Geldstrafe verurteilt. Zudem muss der Mäster die Gerichtskosten tragen.
Mehr erfahrenUndercover-Recherche & Kampagne (2023)
Zum 6. Mal Tierquälerei bei Tönnies-Zulieferer
Heftige Verstöße gegen das Tierschutzgesetz
Tönnies beendet die Zusammenarbeit
Staatsanwaltschaft Kleve ermittelt (AZ 303 Js 491/22)
QS sperrt den Betrieb
(Stand: März 2024)
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