Es ist mitten in der Nacht. Ein Undercover-Team von ANINOVA trifft sich mit Pro7-Journalist Thilo Mischke auf einem Parkplatz irgendwo in Nordrhein-Westfalen, um letzte Vorbereitungen zu treffen und den anstehenden Undercover-Einsatz zu besprechen. Gemeinsam möchten sie mehr über den Einsatz von Antibiotika in der Putenmast herausfinden.
Gütersloh
18/12/2023
Puten
Mastbetrieb
Konventionell
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In keinem anderen Bereich werden weltweit so viele Antibiotika eingesetzt, wie in der industriellen Tierhaltung. Alleine in Deutschland wurden 2021 über 600 Tonnen Antibiotika an sogenannte Nutztiere verabreicht¹. Besonders in der Putenmast sind die Zahlen hoch: 9 von 10 Puten erhalten Antibiotika². Ein Grund für die regelmäßige Verabreichung sind die schlechten Haltungsbedingungen.
Puten werden so gezüchtet, dass sie sehr schnell, sehr viel Gewicht zunehmen. Die Mästereien wollen so aus jedem Tier den maximalen Profit rauspressen. Für die Tiere bedeutet das unfassbare Qualen. Das unnatürlich schnelle Wachstum schwächt die Körper der Puten und macht sie anfälliger für Krankheiten und Erreger. Außerdem leiden viele Tiere aufgrund ihres Gewichts unter Beinfehlstellungen, Knochenproblemen oder Herz-Kreislauferkrankungen.
Gemeinsam mit Pro7-Journalist Thilo Mischke fährt das Undercover-Team von ANINOVA zu einer Putenmast, die bereits in der Vergangenheit wegen Tierschutzverstößen negativ aufgefallen ist. In einer einzigen Halle werden rund 10.000 Puten zusammengepfercht. Einen Auslauf nach draußen haben die Tiere nicht. Pro Quadratmeter werden hier rund drei Puten gehalten. Gesetzliche Vorgaben zur Haltung von Puten gibt es in Deutschland übrigens nicht. Jeder Betrieb kann so viele Tiere in einer Halle unterbringen, wie er will.
Bereits im Vorraum der Halle wird das Undercover-Team fündig. Kiloweise lagern dort verschiedene Antibiotika. Aus vorgefundenen Dokumenten wird klar, dass der Mäster den Tieren Antibiotika über die Trinkwasseranlage verabreicht. Somit werden alle Puten mit Antibiotika vollgepumpt und nicht nur die, die krank sind. Hinzu kommt, dass einige Puten deutlich mehr trinken und damit auch mehr Antibiotika aufnehmen, während andere Tiere bereits so geschwächt sind, dass sie nicht mehr an das Trinkwasser herankommen. Diese Tiere bräuchten dringend Medikamente, erhalten am Ende aber nichts.
Thilo Mischke und das Undercover-Team von ANINOVA nehmen Proben an verschiedenen Stellen, um herauszufinden, welche Antibiotika tatsächlich verabreicht werden und wie viel. Die Ergebnisse sind ernüchternd: In einem Labor konnte sowohl das Breitband-Antibiotikum Amoxicilin als auch das Reserveantibiotikum Colistin im Trinkwasser der Puten nachgewiesen werden. Antibiotika, die eigentlich der Humanmedizin vorbehalten sein sollten, denn im Notfall braucht es genau solche Reserveantibiotika, um Menschen zu helfen.
Am Ende des Einsatzes steht fest: Noch immer werden im großen Stil Antibiotika und Reserveantibiotika in der Tierhaltung eingesetzt. Einen Mitschnitt der Sendung und mehr zu dem Thema findest Du auch in Thilo Mischkes Sendung “Uncovered” (vom 18.12.2023) auf Pro7.
Undercover-Recherche (2023)
Kooperation mit Journalist Thilo Mischke
Flächendeckender Antibiotika-Missbrauch dokumentiert
Labor-Untersuchung von Trinkwasser
Exklusiv ausgestrahlt in Pro7-Sendung “Uncovered” (um 20:15 Uhr)
Aufdeckung von Tierquälerei in einem Putenstall
(Stand: März 2024)
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