ANINOVA liegen umfangreiche Aufnahmen aus einer Putenmast in Nordrhein-Westfalen vor. Der Betrieb hält an dem Standort knapp 20.000 Puten, der Betreiber nimmt an der Initiative Tierwohl teil. Ein Recherche-Team hat über mehrere Monate hinweg die Zustände dokumentiert, auch mit Hilfe versteckter Kameras. Dabei wurden kranke und teils schwer verletzte Puten vorgefunden. Die versteckten Kameras offenbaren zudem den äußerst brutalen Umgang der Mitarbeitenden und des Betreibers mit den Tieren. Wir haben Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet.
Kleve
01/07/2024
Puten
Mastbetrieb
Tierwohl
Einem Recherche-Team ist es gelungen, von Dezember 2023 bis April 2024 umfangreiches Bild- und Videomaterial aus einer Putenmast im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) zu erstellen. Die Aufnahmen wurden uns zugespielt und zeigen unfassbare Zustände. Sie fanden Puten mit schwersten Verletzungen vor, wie gebrochene Flügelknochen, blutige Wunden und große Abszesse. Ganz offensichtlich erhalten die Tiere keinerlei tierärztliche Versorgung und sind in ihrem Leid vollkommen sich selbst überlassen. Dafür werden die Tiere regelmäßig und flächendeckend mit Antibiotika vollgepumpt – darunter auch Reserveantibiotika.
Insgesamt wirkt der gesamte Betrieb stark vernachlässigt. Die Puten stehen teilweise in ihren eigenen Ausscheidungen, eine regelmäßige Reinigung erfolgt offenbar nicht. Im April ist bei einem Sturm zudem ein Teil des Dachs abgeflogen, seitdem regnet es in den Stall. Auf den Aufnahmen sind klitschnasse Puten zu sehen, die in Pfützen stehen. Ein weiteres Zeichen für die Nachlässigkeit des Betreibers und die Gleichgültigkeit gegenüber den Tieren. Die Auswertung der Aufnahmen zeigt außerdem, dass die täglichen Kontrollgänge der Mitarbeitenden sehr kurz sind. Rechnerisch kommen die Mitarbeitenden teilweise auf gerade einmal 0,1 Sekunden pro Tier am Tag. Kein Wunder, dass so verletzte und kranke Tiere übersehen werden.
Als wäre das nicht genug, wurde offenbar in mehreren Nächten das Trinkwasser für die Tiere bewusst abgestellt. Diese grobe Vernachlässigung wird nur noch übertroffen von dem, was die versteckten Kameras über mehrere Wochen dokumentierten: Immer wieder ist zu sehen, wie Mitarbeitenden Puten treten, schlagen und teils Meter weit werfen. Einige Puten brechen sich dabei augenscheinlich die Flügel, andere können minutenlang nicht aufstehen und bleiben regungslos am Boden liegen. Auch der Betreiber selbst ist zu sehen, wie er Puten misshandelt. Besonders skandalös: Nach eigenen Aussagen des Landwirts ist der Betrieb Teil der Initiative Tierwohl.
Das Ausmaß der Verrohung gegenüber den Tieren hat selbst uns schockiert. Tierquälerei darf nicht ungestraft bleiben. Wir haben deshalb bereits Mitte Juni eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Kleve erstattet und das zuständige Veterinäramt Anfang Juni informiert. Leider mussten wir in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung machen, dass Verurteilungen eher selten sind und vergleichsweise gering ausfallen. Deshalb können wir nur immer wieder betonen: Lass Dich nicht von Werbeversprechen und Tierwohl-Siegeln täuschen. Nur eins schützt Tiere wirklich: Sie nicht zu essen.
Weitere Aufdeckungen in Betrieben, die zum Zeitpunkt der Undercover-Recherche an der Initiative Tierwohl teilgenommen haben, findest Du hier:
Die Initiative Tierwohl und QS haben den Betrieb gesperrt. Das bedeutet, dass das Fleisch der Puten nicht mehr in den großen Supermärkten verkauft wird.
Der Betrieb wurde nur wenige Wochen bei der Initiative Tierwohl und QS gesperrt. Solch eine Sperrung kann ein Sanktionsverfahren zur Folge haben. Am Ende eines solches Sanktionsverfahren kann es zu einer Geldstrafe oder zur kompletten System Sperrung kommen. ANINOVA kritisiert die Aufhebung der Sperrung.
Die Staatsanwaltschaft Kleve hat die Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen (AZ 108 Js 616/24).
Die Initiative Tierwohl und QS haben den Betrieb gesperrt. Das bedeutet, dass das Fleisch der Puten nicht mehr in den großen Supermärkten verkauft wird.
Der Betrieb wurde nur wenige Wochen bei der Initiative Tierwohl und QS gesperrt. Solch eine Sperrung kann ein Sanktionsverfahren zur Folge haben. Am Ende eines solches Sanktionsverfahren kann es zu einer Geldstrafe oder zur kompletten System Sperrung kommen. ANINOVA kritisiert die Aufhebung der Sperrung.
Die Staatsanwaltschaft Kleve hat die Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen (AZ 108 Js 616/24).
Supermärkte wie Kaufland und Lidl beenden die Zusammenarbeit mit dem Landwirt
Initiative Tierwohl sperrt den Betrieb
Selbst der Geflügelverband gesteht ein Fehlverhalten
Staatsanwaltschaft Kleve ermittelt wegen Tierquälerei
Video alleine bei Instagram über 1 Mio. Aufrufe
(Stand: Juli 2024)
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